Rüsselsheim, 04.08.2012, von Ernst Eelmae / Echo-Online

Wasser aus Horlachgraben wird trinkbar gemacht

In Sachen Trinkwasseraufbereitung ist Rüsselsheim innerhalb der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) ein Kompetenzzentrum. Am Wochenende wurden hier zehn Helfer aus dem gesamten Bundesgebiet mit Untersuchungsmethoden und chemischer Verfahrenstechnik vertraut gemacht.

Analysieren, messen, mischen: Die Lehrgangsteilnehmer mit Stefan Hennen, Gruppenführer der Fachgruppe Trinkwasserversorgung (Dritter von rechts)

Ob eine heimische Quelle durch Schlamm verunreinigt wird oder in einem Flüchtlingslager die Versorgung mit sauberem Trinkwasser erst aufgebaut werden muss: Im In- wie Ausland ist das Technische Hilfswerk dabei für wertvolle Hilfe gerüstet. Wo nach Hochwasser, schweren Erdbeben oder Unwettern vorhandene Leitungen zerstört sind, gilt es das Lebensmittel Wasser aus natürlichen Quellen zu gewinnen – Flüssen, Seen oder Brunnen.

Die Qualität muss aber gesundheitlich unbedenklich sein. Die Analyse ist mit viel Theorie aber auch mit Praxis verbunden. Das alles stand bei dem auf 50 Stunden ausgelegten Lehrgang in Rüsselsheim an. Von chemischem Grundlagenwissen bis zu Managementfragen reichte die Spannweite. Dabei wurden Sicherheitsvorkehrungen im Umgang mit Chemikalien ebenso behandelt wie Fragen, was mittels Analysetechnik herausgefunden werden kann und was Messwerte aussagen. Mit dem kompletten Wasserlabor ließ sich herausfinden, wie etwa Mainwasser in Trinkwasser verwandelt wird. Dabei gilt es, die optimale Menge an Chemikalienzugabe zu finden, durch die eine Flockenbildung einsetzt, an die sich Schadstoffe anlagern.
Ihre an den Labortischen in der großen Fahrzeughalle erworbenen Kenntnisse konnten die Teilnehmer bei der gestrigen Abschluss-Exkursion praktisch erproben, wobei Horlachgraben, Mainufer und Waldgewässer Einsatzorte waren.Dass ein solcher Lehrgang, der Baustein für künftige „Wassermeister“ ist, in Rüsselsheim angeboten wurde, hat eindeutige Ursachen.

Nicht ohne Stolz erklärt Stefan Hennen, Fachgruppenführer Trinkwasseraufbereitung beim hiesigen THW, dass das Konzept dieser Ausbildung ein Rüsselsheimer Produkt ist. Mit seinen Kollegen Wendelin Krause, Peter Lindemann und Joscha Gerbig habe man es entwickelt, ausgerichtet auf Menschen ohne Chemiekenntnisse, die damit Basiswissen und Handwerkszeug erhielten. Weil bereits der Vorjahreskurs in Rüsselsheim erfolgreich gewesen sei, habe man diese Neuauflage erhalten. Ansonsten unterrichte das Team auch an der Bundesschule in Hoya (Weser).

Die Trinkwasserspezialisten werden über die Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland (SEEWA) international zu ihren Einsatzorten gebracht. Hennen selbst hat in Albanien und Indien Erfahrungen gesammelt.

Der ausgebildete Chemielaborant und Chemie-Ingenieur ist seit 1995 beim THW Rüsselsheim ehrenamtlich tätig, seit 1996 in diesem Fachbereich.
Der zweite Teil einer Trinkwasserversorgung in Notlagen, nach Erschließung von Quellen, ist die technische Komponente dieser Aufgabe. Dazu wird das THW in Deutschland bis zum Frühjahr 2013 mobile Wasserwerke mit modernster Ultrafiltrationstechnik anschaffen. Für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland wird es in Wörrstadt und Rothenburg/Fulda stationiert sein. Solche Wasserwerke können im Dauerbetrieb rund um die Uhr jeweils bis zu 15 000 Liter Trinkwasser pro Stunde liefern, 300 000 Liter je Tag also.

Die Lehrgangsteilnehmer waren während ihres Aufenthaltes in Rüsselsheim im Hotel untergebracht. Die Mittagsverpflegung wurde von einem Metzgereibetrieb gestellt, abends wurde auf dem THW-Gelände gegrillt. Die Form des Wochenendlehrgangs sei gewählt worden, so Hennen, weil nicht alle Interessenten von ihren Arbeitgebern freigestellt worden wären. Dass die Teilnehmer diese Intensivschulung auf sich nähmen, zeuge vom hohen Idealismus, den THW-Freiwillige mitbrächten.


  • Analysieren, messen, mischen: Die Lehrgangsteilnehmer mit Stefan Hennen, Gruppenführer der Fachgruppe Trinkwasserversorgung (Dritter von rechts)

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